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Künftige EU-Textilstrategie muss primär Re-Use und Sozialwirtschaft fördern

Die EU Kommission hat im neuen Kreislaufwirtschaftsaktionsplan die Erstellung einer umfassenden EU-Strategie für Textilien angekündigt: Der Circular Economy Action Plan besagt, dass diese den Ausbau des EU-Markts für kreislauffähige Textilien, einschließlich des Marktes für die Wiederverwendung, beinhalten soll. Das Maßnahmenbündel soll u.a. die Förderung von Sortierung, Wiederverwendung und Regulierungsmaßnahmen wie erweiterte Herstellerverantwortung umfassen. (zu lesen im CEAP, deutsche Version, S.12) Diese Ankündigung ist eine große Chance für die Zukunft der (Alt-)Textilbranche.

Deshalb bringen sich 65 zivilgesellschaftlichen Organisationen bereits jetzt in die Diskussion ein – davon vier aus Österreich: Neben RepaNet haben das Ökobüro – Allianz der Umweltbewegung, SDG Watch Austria und der Umweltdachverband das vorgelegte Dokument unterzeichnet. Gemeinsam mit unserem EU-Dachverband RREUSE liegt RepaNet die Verbesserung der Bedingungen für die sozialwirtschaftlichen Textilsammler und die verstärkte Förderung von Re-Use am Herzen.

Stärkung von Kreislaufwirtschaft und Sozialwirtschaft

Die heute veröffentlichten Empfehlungen für die „European Strategy for Sustainable Textile, Garments, Leather and Footwear“ (hier im vollständigen Wortlaut zu lesen) für nachhaltige Textilien, Kleidung, Leder und Schuhe – geht auf 25 Seiten auf Sorgfaltspflichten, Produktpolitik, Lieferkettenverantwortung, erweiterte Herstellerverantwortung („extended producer responsibility“ – EPR), öffentliche Beschaffung, Abfallrecht, neue Geschäftsmodelle und Handelspolitik ein.

Bis 2025 wird in der EU eine flächendeckende separate Sammlung von Textilien durch Herstellersysteme eingeführt. Um die Chancen dieser Entwicklung voll auszuschöpfen, braucht es allerdings weitere Regelungen. Besonders wichtig ist aus unserer Sicht der Bereich der erweiterten Herstellerverantwortung: Wenn Textilproduzenten das End of Life Management mitfinanzieren, könnten u.a. die nötigen finanziellen Ressourcen für Textilsammlung, Sortierung und Vorbereitung zur Wiederverwendung bereitgestellt werden. In Frankreich existiert bereits ein solches System (mehr dazu).

Sozialwirtschaft als Pioniere fördern

„Der Aufbau eines funktionierenden und sich finanziell selbst tragenden Marktes für die Wiederverwendung wurde bis jetzt auf EU-Ebene und in Österreich politisch vernachlässigt. Richtlinien müssen sich hier an der geltenden Europäischen Abfallhierarchie orientieren und Re-Use prioritär vor Recycling behandeln. Wir appellieren an die österreichische Regierung sich aktiv dafür einzusetzen, dass möglichst viele unserer Vorschläge Eingang in die EU-Strategie finden.“ so RepaNet-GF Matthias Neitsch. Besonders die gemeinnützigen und sozialwirtschaftlichen Unternehmen leisten seit Jahrzehnten Pionierarbeit, indem sie durch Textil-Re-Use eine hohe regionale Wertschöpfung erzielen, Ressourcen schonen und gleichzeitig die Schwächsten unserer Gesellschaft unterstützen und durch faire Arbeitsplätze fördern. Diese Leistung muss endlich gewürdigt und finanziell abgesichert werden – auch, um Krisenresilienz zu schaffen, um künftig besser gewappnet zu sein für Zeiten, wie sie wir jetzt gerade erleben. Die EU-Textilstrategie bietet dazu eine einmalige Chance, die es zu ergreifen gilt.

Textilsammlung in Österreich: So können VerbraucherInnen jetzt unterstützen

Denn aktuell wird allen Textilsammlern in Österreich das Handling der Re-Use-Ware durch die Corona-bedingten Einschränkungen in der Sammlung, Sortierung und in der Weitergabe erheblich erschwert. Eine EPR-Regelung würde hier künftig ein Stück Resilienz schaffen. Aber um jetzt kurzfristig Druck aus der Situation zu nehmen, werden Privathaushalte aktuell angehalten, aussortierte, gut erhaltene Textilien vorerst zuhause zu lagern und erst nach Entspannung der Corona-Situation vorzugsweise an gemeinnützige Sammler zu spenden. Denn damit wird neben dem ökologischen auch ein sozialer Zweck unterstützt.

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